Unsere 6. Fortbildung zu Themen rund um die Behinderung Spina bifida wurde auch in diesem Jahr neben unseren TeamerInnen wieder von Mitarbeiterinnen aus Förderschulen, Internaten, Wohngruppen, Krankenhäusern und dem Home care Bereich besucht. Am Vormittag vermittelte Dr. Ermert einen fundierten Überblick über die Besonderheiten der Harnwege bei Menschen mit einer angeborenen Querschnittlähmung. Ganz schnell wurde deutlich, wie komplex und umfassend dieser Bereich im Alltag dieser Menschen ist. Und „den“ Spina bifida Patienten gibt es nicht. Jeder ist mit seinen Grundvoraussetzungen, seinen Fähigkeiten und Einschränkungen einzigartig. Dies erfordert in der täglichen Praxis jeweils einen individuellen medizinischen und pflegerischen Hilfeplan. Sehr anschaulich und mit vielen Beispielen aus der Praxis machte Dr. Ermert dies mit seiner unnachahmlichen Art, die bei den Teilnehmerinnen sehr geschätzt wurde, klar. Beim zweiten großen Thema dieses Vormittags „Harnwegsinfektionen – erkennen und (be)handeln“ wurde auch deutlich, das zeitlebens eine Kontrolle und Begleitung erfolgen muss.
Denn aufgrund neurologischer Veränderungen können sich auch die Harnwege verändern/verschlechtern und eine schnelle und adäquate Behandlung notwendig machen. Mit diesem Wissen wurden die Mitarbeiterinnen sensibilisiert und werden in ihrer Praxis in Zukunft noch mehr auf Veränderungen kritisch reagieren können. Immer wieder konnten Fragen aus dem beruflichen Alltag gestellt werden. Teststäbchen und Nährböden zur Urinkontrolle wurden vorgestellt und direkt erläutert.
Am Nachmittag teilte sich die Gruppe, um in 2 Kleingruppen jeweils hintereinander noch weitere Themenschwerpunkte zur Blasenentleerung zu erarbeiten. Rund um die Katheterentleerung stellen sich viele Fragen: welche Arten von Kathetern gibt es? Welcher K. für welches Kind? Vor-und Nachteile verschiedener Arten? … Es fand ein reger Austausch zwischen Dr.Ermert und Frau Wollstädter und allen Teilnehmern statt, die alle in ihrer täglichen Praxis Menschen mit Spina bifida katheterisieren. Viele Fragen konnten beantwortet werden und viele Tipps von Anderen werden mit nach Hause genommen. Auch Komplikationen wurden angesprochen und auf die Texte hierzu im roten Ordner zu dieser Fortbildung hingewiesen. Alle Teilnehmerinnen (seit 2010 schon 77) besitzen diese Zusammenfassung von Grundwissen und den Skripten von allen Jahren.
In der anderen Gruppe stellte Fr.Dr.Bredel-Geißler dar, wann eine urologische Operation erfolgen muss und welche Konsequenzen dies im Alltag der Patienten hat. Frau Wolf erklärte die pflegerischen Auswirkungen nach den Operationen in der Praxis und besprach Vor-und Nachteile der einzelnen Verfahren. Auch hier hatten die Teilnehmer-innen viele Fragen aus der Praxis. Materialien zur Versorgung eines künstlichen Blasenausganges wurden gezeigt und ausprobiert.
Auch hier, wie auch in allen anderen Diskussionen wurde hinterfragt, wie die Balance zwischen dem Selbstbestimmungsrecht eines erwachsenen Menschen und der notwendigen medizinischen Fremdbestimmung und notwendigen Verordnungen erfolgen kann. Dieses Spannungsfeld zu hinterfragen und zu diskutieren könnte Thema für eine Fortbildung im nächsten Jahr sein.
Natürlich war die Zeit wieder viel zu kurz – aber alle gehen mit neuem Wissen und dem Gefühl zurück an ihren Arbeitsplatz, dass sie hier auch Mitstreiterinnen gefunden haben, die sich wie sie täglich engagieren zum Wohl der ihnen anvertrauten Menschen.
Dank an alle Teilnehmerinnen, Referenten und Helfer, ohne die ein solcher Tag niemals stattfinden könnte.
Dank auch an die Mitarbeiter der Hilfsmittelfirmen und der Rheinhessen-Fachklinik Mainz (Kinz), deren Räume und Einrichtungen wir nutzen konnten.
mit freundlicher Unterstützung
Ministerium für Soziales,
Arbeit, Gesundheit
und Demografie
des Landes Rheinland-Pfalz